Samstag, 12. Juli 2008

should i stay or should i go? oder: ich und berlin

was das denn eigentlich wär, mit mir und berlin, fragte mich letztens eine freundin, die der hass auf die stadt woanders hinverschlug. ich hätte berlin doch auch immer gehasst! erst letztens hätte ich noch nach köln gewollt! und jetzt plötzlich immer so, hach, alles toll hier!

habe ich mich dann auch gefragt - tja, was ist das eigentlich mit mir und berlin - als ich simon-and-garfunkel-hörend im bus durch die gegend fuhr. sehr lange busfahrt war das, eine strecke, die ich liebe und die wirklich endlos ist. erst fährt man so total lange durch verschachtelte dreißiger-zonen-sträßchen durch friedrichshain, bis man zum ostbahnhof kommt. da muss man auf den umsteigebus warten, der dann wieder durch kleine sträßchen kurvige umwege fährt, an der maria vorbei durch kreuzberg, durch rentner's paradise hinterm engelbecken, wo es immer ein bisschen aussieht wie in dortmund-hörde, plötzlich dann huch, großstadt, hochhäuser, sparkassen, potsdamer platz, endhaltestelle. mit diesem bus fahren fast nur alte leute und man könnte die strecke unkomplizierter und schneller mit s- und u-bahnen zurücklegen, was ich auch oft mache, aber manchmal gönne ich mir den busluxus, denn ich hassehassehasse s- und u-bahnen in berlin wahnsinnig, und außerdem kann man im bus immer schön musik hören und über so sachen nachdenken wie: was ist das eigentlich mit mir und berlin? 45 minuten lang.

und raus kam folgendes: dass es mit einer stadt so ist wie mit intensiven beziehungen. in jeder beziehung oder sehr guten freundschaft reicht es einem doch mal und man denkt: es reicht. ich breche jetzt für immer den kontakt mit dieser person ab! das hatte ich bei fast allen sehr guten freunden und sogar bei einigen familienmitgliedern schonmal. und das tolle ist aber, dass nach diesen phasen der unmut plötzlich wieder, von heute auf morgen, manchmal aber auch erst nach hin- und herverhandlungen, kommt drauf an, alles okay war und die liebe danach noch größer. bei beziehungen ist es auch so, man denkt sich - ich halte es keine sekunde länger aus! und dann ist man hinterher froh, die hasszeit durchgestanden zu haben und wieder in love und so weiter. natürlich sollten die hassphasen nicht überwiegen, klar, manchmal ist es das beste, einfach für immer tschüss zu sagen. valencia habe ich zum beispiel 7 monate gegeben, aber das haute von anfang an nicht hin, viel zu heiß da, die ewige sonne, und alles irre unorganisiert und unaufgeräumt, und als ich die stadt für immer verließ, war ich erleichtert und froh (geht seltsam auf, der städte-boyfriend-vergleich: valencia - ziemlich attractive auf den ersten blick, auch ein bisschen aufregend und neu. und dann so, nä, doch nichts für mich, sorry, hab mich vertan, aber gehen tut auch nicht weh, weil, waren ja nur 7 monate und so richtig verliebt war ich nur am anfang. mit new york ist es viel komplizierter! crazy neverending loveaffair, auf die man aber echt nicht bauen kann. nichts für immer. und köln so - wie ist es wohl mit dem? potentielle liebe. bisher aber immer nur flirty.).

whatever: schluss machen, freundschaften kündigen, gehen ist zwar auch schmerzhaft, aber eigentlich einfacher als aushalten und bleiben.
ja, und so ist es mit mir und berlin, ich halte die schlechten phasen aus und dann kommen plötzlich gute und ich kann sogar sagen dass ich berlin liebe, eben weil ich es manchmal auch so sehr hasse. das wird ewig so hin- und hergehen mit mir und berlin. e-wig. im bus hatte ich noch tausend andere gedanken über liebe, hass, gehen und durchhalten, aber die habe ich alle schon wieder vergessen. ach, ich liebe busfahren!

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