Freitag, 11. Mai 2007

...

immer wieder schön, in berlin auf die herzlichkeit der heimat zu stoßen. mein frauenarzt hier ist dortmunder, zufällig sogar lütgendortmunder, und versäumt nie, zum abschied ein paar sentimentale worte über dortmund zu verlieren, jeder aufenthalt in seiner praxis endet mit dem satz "grüßen sie die heimat!". heute musste ich zum allgemeinarzt. ich gehe eigentlich nie zu allgemeinärzten, denn die sind in meinem arzt-elternhaus als gefährliche stümper verschrien. immer gleich zum spezialisten, das wurde mir schon im kindesalter eingeschärft und mit einer ausnahme, die natürlich eine negative erfahrung war, hab ich mich auch dran gehalten. heute ging es aber nur um eine impfung gegen frühsommer-meningoenzephalitis, und sowas können zur not auch allgemeinärzte ausführen.

der arzthelfer liest meine versicherungskartendaten und ruft erfreut: aus dortmund kommen sie! ich bin in huckarde geboren! die ärztin auch! sie ist meine schwester!
ich freue mich und wir haben gleich eine dortmund-verbindung. kurz diskutieren wir das erscheinungsbild der dortmunder innenstadt, das sich in den letzten jahren ja doch ganz schön verändert hat.

dann kommen wir zu meinem problem, die privatversicherung. als privatversicherter patient muss man sich superpraktischerweise den scheißimpfstoff nämlich selber kaufen und ihn - gekühlt! - zum arzt tragen, sowas bescheuertes. gesetzliche versicherungen kaufen den ärzten den impfstoff, damit sich deren patienten schön bequem impfen lassen können. irgendwie sind private krankenversicherungen so wie macs, alles ganz nett und man zahlt tierisch viel und sicherlich gibts 1000 vorteile, aber manchmal ist es einfach nur kompliziert und unbequem und man muss erst das machen bevor man dann das machen kann und letztendlich bekommt man dann das dafür und ist aber vielleicht schon längst tot!

es gibt gerüchte, sagt der arzthelfer in ziemlich verschwörerischem ton, dass man den impfstoff nirgendwo mehr bekommen kann. die apotheken sind ausverkauft und die hersteller kommen mit der produktion nicht nach, weil alle welt plötzlich zeckenpanik hat und sich impfen lassen will. ich mache mich auf die suche nach dem impfstoff durch alle friedrichshainer apotheken, aber der arzthelfer hat recht, überall nur mitleidige blicke, also, wenn ich zeckenzeug bekommen will, dann hab ich echt pech gehabt.

draußen ist irgendwie plötzlich sturm und ich werde nass und gehe nach hause und überlege, die ganze impfung einfach zu lassen, ich denke sowieso seit einer woche über die nebenwirkungen nach und die können verheerend sein, und während ich das hier schreibe, tut mein arm auch schon weh und meine linke schläfe ist total heiß, damit hab ich den schluss dieser spannenden story schon vorweggenommen, ich bin geimpft!
denn: zuhause ruf ich den arzthelfer an, erklär ihm meine lage, und, um endlich zum punkt zu kommen, der meine anfangsthese von der herzlichkeit der dortmunder in der fremde untermauern soll, der sagt so, wissen sie was, wir spritzen ihnen einfach den impfstoff, den wir hier von den gesetzlichen krankenkassen haben, und sie kaufen uns den irgendwann, wenn es ihn wieder gibt, nach.

das ist aber sehr nett, sage ich, als ich später in der anmeldung der allgemeinarztpraxis stehe. soll ich ihnen das jetzt irgendwo unterschreiben oder so? nö, sagt der dortmunder, ich vertraue ihnen,- es gibt nur eine schlechte nachricht: sie bekommen unseren letzten impfstoff und wir haben dann leider erstmal nichts mehr für ihren lebenspartner.
mein lebenspartner ist gerade mit anderen problemen beschäftigt und findet die nachricht nicht so schlimm. ich aber fahre nach bayern und bin ziemlich zeckenpanik-empfänglich und hätte mich auch impfen lassen, wenn ich nicht nach bayern führe, mir doch egal dass die zeckenpanik eine hinterhältige, aber sehr erfolgreiche pharmaindustriekampagne ist, wie mir das allgemeinarztgeschwisterpaar versichert. ich habe den letzten impfstoff bekommen! weil ich aus dortmund komme! aber jetzt wird mir gerade ganz schwach.
goncourt - 11. Mai, 19:13

Es gibt in Italien ein kleines Bergdorf, das Fraine heißt. Und irgendwo in den USA gibt es eine Kleinstadt mit mehreren hunderttausend Menschen, die alle aus Fraine stammen, wenn sie sich begrüßen, freuen sie sich, wenn sie sich sogar in Italien, wenn nicht in Fraine wiedertreffen, freuen sie sich noch mehr. Ich als Dortmunder bleibe dann immer ein bisschen außen vor.

giles - 11. Mai, 20:54

du als dortmunder solltest mal nach berlin ziehen, dann ginge es dir andauernd - zumindest aber ab und zu - so wie den frainestämmigen amerikanern! da können die sich vermutlich noch eine scheibe von abschneiden! diese freude immer!
goncourt - 12. Mai, 00:41

Naja, ich hatte es heute erst mit einem sehr herzlichen Dortmunder zu tun (einer dieser Familienväter mit Oberlippenbart,die so gut auf diese Dortmunder-Herbst-Reklame passen und deren Traum es ist, einmal Manager der Westfalenhalle zu sein).

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