Donnerstag, 3. Mai 2007

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unglaubliche story, wirklich, die mir heute auf dem spielplatz passiert ist. die kinder, mit denen ich wie jede woche ein paar stunden verbringe, sammeln ameisen in raketenhüllenähnlichen plastikdingern und bringen sie in den sandkasten, wo sie dann mit ihnen wüste spielen. ich muss nicht großartig aufpassen, ameisen einsammeln ist ungefährlich, das ist nichts im vergleich zum sonstigen halsbrecherischen bäumeklettern, ein wenig sorge machen mir nur die vogelbeeren, aber man hat ihnen deren giftigkeit bereits sehr erfolgreich eingetrichtert - die sind giftig, sehr sehr giftig, die darfst du auf gar keinen fall in den mund nehmen oder so, herrsche ich das vogelbeeren sammelnde kind nämlich besorgt an und das reagiert aber nur genervt und sagt oh mann, das weiß ich doch. ach so. wer kommt überhaupt bitte auf die idee, einen spielplatz mit vogelbeerbäumen einzufassen, das ist total bescheuert (gerade habe ich allerdings gelesen, die sind gar nicht giftig, sondern gesund - man weiß es nicht).

ich sitze in der sonne und lese und nehme ein bisschen wahr, wie eine frau den spielplatz verlässt. die frau ist komisch. sie hat kein kind. was macht sie dann auf dem spielplatz? wär es jetzt sehr gestört von mir, mal kurz in meine tasche zu schauen? vielleicht hat sie mir was geklaut? ich schaue in meine tasche und die blöde kuh hat mir wirklich was geklaut, nämlich mein portemonnaie (was für ein irre doofes wort, ich will da immer noch "se" dranhängen, dann hört es sich noch behämmerter an. aber geldbeutel ist keine alternative, vor allem weil es ja auch irgendwie gar kein beutel ist.).

unter schauern des entsetzens rase ich los, den kindern irgendwas zuschreiend, renne der komischen frau hinterher, die ist schon flugs um die ecke gebogen und ich sehe sie nirgends. ich komme mir vor wie in einem blöden verfolgungsfilm und höre ein geräusch hinter einer tür. die diebin hat sich in ein haus geflüchtet! ich werfe mich mit totaler wucht gegen die tür, die nur ein stückchen aufgeht, und schreie du blöde scheißkuh, gib mir mein portemonnaie wieder. ich denke dabei die ganze zeit, ach du lieber himmel, sowas ist mir ja noch nie passiert, und was mache ich denn jetzt, ich habe sie gefangen, aber was nun?? sie hat sich im haus verbarrikadiert und die tür bricht bald auseinander, weil ich mich wie irre dagegen werfe.

letztendlich macht sie auf und tritt mir gelassen entgegen. eine sekunde scannen, sie sieht so fertig aus. was willst du? fragt sie mich. ich ärgere mich darüber, mich mit ihr zu duzen, ich möchte diese gestörte person nicht duzen, ich möchte auch nicht, dass sie mich duzt. für sie immer noch sie! aber ich habe ja sogar mit dem duzen angefangen als ich sie du blöde scheißkuh nannte. sie sagt, sie wohnt hier in dem haus. sie macht die tür immer zu wenn sie nach hause kommt. sie hat nichts von mir. ob ich sie in ruhe lassen könnte, bitte.

klar, komische frau, du wohnst hier, mhm, guck dich doch mal an - ausgebeulter grauer jogginganzug der sich überall pillt (wie man das ja nennt), viel zu große daunenjacke, die niemand der sie noch alle hat bei 20 grad und sonne tragen würde, strähnige haare und seltsame joggingschuhe, also irgendwie siehst du ehrlich gesagt nicht so aus wie die im bioladen einkaufenden mütter von emelie und jakob und wie sie alle heißen, die hier sonst so wohnen.

äußerlich verliere ich vor allem die fassung und zappel hysterisch rum und wiederhole, dass sie mir das nicht antun kann und so und sie sagt, ich soll sie doch durchsuchen. oh gott jetzt muss ich sie auch noch durchsuchen, ich fasse tatsächlich in ihre taschen und greife in ussel-taschentücher und drehe durch und mir wird schlecht und ich fange glaube ich an zu heulen, was soll ich nur machen, die leute auf der straße gucken betreten und mit einer "hm!"-miene, ich hoffe dass sie mir helfen und ich nicht mehr alleine mit dieser situation dealen muss, aber sie helfen mir nicht, warum sollten sie auch, und was könnten sie schon ausrichten, und langsam komme ich mir schon total verrückt und durchgedreht vor, vielleicht ist sie ja unschuldig, und überhaupt sind die kinder alleine mit den giftigen beeren und den hohen bäumen und ich könnte diese frau ankotzen und in diesem zustand vergehen irgendwie minuten, aber plötzlich guckt sie mich mitfühlend an, ich muss extrem desperated wirken und bin es ja auch, sie guckt mich an und sagt, okay, ich habe es wirklich genommen. ich habe es in einen mülleimer im hausflur geworfen.

im hausflur, im mülleimer, liegt es dann wirklich, und alles ist noch da, oh gott danke bricht es erleichtert aus mir heraus und zu allem überfluss umarme ich diese frau auch noch plötzlich. sie tut mir so leid. sie sieht so fertig aus. wir gehen gemeinsam zum spielplatz zurück und sie erzählt mir eine wirre geschichte und sagt, dass ich verständnis für sie haben soll, und ich sage ja, und dass es ja auch ganz schön blöd von mir war, nicht auf meine tasche zu achten. ja, aber echt! sagt sie, und ich bedanke mich gestörterweise nochmal.

seltsame atmo dann auf dem spielplatz. die kinder haben gar nicht gemerkt dass ich weg war, die sammeln immer noch arme ameisen. die leute auf der straße, auf den balkonen, die alles mitbekommen haben, das ganze geschreie und geheule und gegen die tür gewerfe und so, gucken, und wundern sich vermutlich darüber, dass wir da jetzt so einträchtig nebeneinander hergehen. ich wunder mich echt auch.

die kinder und ich gehen hoch in die wohnung, die frau bleibt auf dem spielplatz sitzen. ich bin kurz davor, ihr tschüss zu sagen, aber so weit geht es dann doch nicht.

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tipsi die eisschnecke

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